Die kompletten Zitate aus Erde und Mond

»Flut und Ebbe und sonstige Erhöhungen der äußeren Erdrinde, wie auch die davon abgeleiteten Winde haben alle da ihren Ursprung; denn dieses Herz der Erde vertritt zugleich auch die Stelle der Lunge im tierischen Körper, woraus dann erklärlich ist, daß sowohl die regelmäßigen als auch die unregelmäßigen Ausdehnungen und Wiederzusammenschrumpfungen des Erdkörpers lediglich daher rühren.«

(Erde und Mond, Kapitel 5, Vers 3)

»Wenn ihr es vermöchtet, mit gleich einem starken Mikroskope vergrößernden Augen einen Baumstamm von dessen Kern bis zur Außenrinde mit einem Male zu durchblicken und so auch von der untersten Wurzelfaser bis hinauf zur äußersten Knospenspitze, so würdet ihr da neben den aufsteigenden Röhren, welche mit zahllosen Pumpen, Schlußklappen und Öffnungsventilen versehen sind, noch eine Menge kleinerer Querorgane entdecken, welche vom Kern des Baumes bis zur äußersten Rinde in den mannigfaltigsten Windungen und Krümmungen sich erstrecken und allenthalben, wo sie durch eine aufsteigende Röhre gehen, mit einer elastischen Klappenöffnung versehen sind. Alle diese Pumpen, Klappen, Ventile sind gewisserart sonderheitliche Schwerpunkte, durch welche das Lebensprinzip in den ganzen Baum verteilt wird, und alle diese Haupt- und Seitenröhren oder die euch bekannten drei Bäume sind verbunden durch die bezeichneten Querröhrchen, die sich vom Marke bis zur Rinde hinaus erstrecken. Durch diese wirkt dann das Hauptlebensprinzip des Baumes, oder gewisserart das Herz desselben, in alle Teile des eben bezeichneten Baumes.«

(Erde und Mond, Kapitel 6, Vers 1)

»Ihr wisset, daß zum physischen Leben nicht nur allein das Herz und der Magen, sondern auch eine Lunge notwendig ist. Jedes Tier hat ein solches Atmungswerk in sich; auch Bäume und Pflanzen müssen solche Transpirationsorgane haben, durch die sie binnen 24 Stunden ein- und ausatmen. Das Atemholen des Erdkörpers verspürt jedermann leicht an den Gestaden des Meeres, so er das Meer regelmäßig anschwellen und wieder zurücksinken sieht. So aber nun einmal eine solche äußere Erscheinung vorhanden ist, da kann doch auch jedermann mit Sicherheit schließen, daß sie nur von einem inneren Grunde, nie aber von einem äußeren herrühren kann. Wer dieses nicht völlig fassen sollte, dem stellet eine Wanne mit Wasser vor, wie Ich euch schon bei einer anderen Gelegenheit gezeigt habe; hänget über der Wanne Wassers etwa in einer Entfernung von 5 Klaftern eine bedeutend große Kugel auf, und diese Kugel soll noch obendrauf aus Magneteisen bestehen, bringet dann diese Kugel über der Wanne Wassers in einen Umschwung und betrachtet dann das Wasser in der Wanne, ob es sich irgend rühren werde. Ihr könnt völlig versichert sein, daß darum das Wasser ganz in der völligen Ruhe verbleiben wird. – Nun lege sich aber jemand in das Wasser hinein und atme darin wie gewöhnlich, und jeder Betrachter wird sich überzeugen, daß bei jedem Atemzuge das Wasser in der Wanne etwas steigen und beim Ausstoßen des Atems wieder fallen wird. Was wir hier im kleinen sehen können, das geschieht beim Erdkörper im großen: Die Erde zieht die Luft in sich, da dehnt sich die weichere Bauchgegend der Erde, die gewöhnlich vom Meere bedeckt ist, mehr aus, und das über ihr befindliche Meerwasser steigt auf den festen Ufern höher; stößt die Erde, oder vielmehr ihre Lunge, den Atem wieder aus, dann sinkt der Bauch wieder tiefer hinab, und das Meerwasser tritt von den festeren Ufern ebenfalls wieder zurück. Dieses mußte darum vorher erwähnt werden, auf daß ihr einsehet, daß die Erde atme, und daß sie zu dem Behufe auch natürlicherweise ihre Atmungswerkzeuge haben muß, welche Werkzeuge, wie noch einige andere, als Eingeweide der Erde alsonach die innere Erde ausmachen. Nun fragt es sich: Wo befindet sich diese Erdlunge, wo holt sie ihren Atem ein, und wo stößt sie ihn auch wieder aus? Und endlich: Wie sieht diese Lunge aus? Diese Erdlunge, die wohl einen kubischen Inhalt von tausend Kubikmeilen hat, befindet sich zunächst unter der harten und festen Erde und begrenzt eine Fläche von etwas mehr als 5000 Quadratmeilen. Diese Lunge ist ein großartiges Zellengeflecht, innerhalb welchen Geflechtes sich eine Menge Hohlkammern befinden, welche durch kleinere und größere Röhren miteinander verbunden sind. Diese Röhren haben zwei Eigenschaften: erstens die Luft in die Kammern zu führen und wieder abzuleiten, und zweitens können diese Röhren sich vermöge ihrer fühlbaren Elastizität, wie Muskeln oder Sehnadern bei den Tieren, zusammenziehen und wieder ausdehnen, welche Zusammenziehung und Ausdehnung durch den steten Polarwechsel oder durch die Verwandlung des positiven in den negativen Pol bewirkt wird, welche Verwandlung lediglich in der seelischen Substanz begründet liegt, ohne welche Verwandlung keine freie Bewegung in den Körpern denkbar wäre. Wenn sich nun diese Röhren ausdehnen, so werden die Kammern beengt oder gewisserart mehr zusammengedrückt; dadurch geschieht das Ausstoßen der Luft. Ziehen sich die Röhren wieder näher zusammen, so dehnen sich natürlich die Kammern wieder weiter aus, wodurch dann das Einatmen bewerkstelligt wird. Die Verkehrung der Polarität wird – so viel möglich, als es nur physischerweise erklärbar ist – dadurch bewirkt, daß, sobald die Seele den Lebensstoff aus der eingeatmeten Luft in ihre belebende Substanz aufgenommen hat, in der Lunge nur die Stickluft zurückbleibt und das bewirkt, daß der vormals beim Akte des Einatmens positive Pol alsbald in den negativen verwandelt wird, weil er mit der Stickluft in keiner Korrespondenz steht. Auf diese Weise tritt dann alsbald die Zusammenziehung der Röhren ein, und es wird alsbald wieder eine neue Luft eingeatmet, wo dann natürlich wieder während des Einatmens der negative Pol positiv wird, und so umgekehrt. Nun wüßten wir, wie das Atmungsgeschäft der Erde vor sich geht, und wo die Lunge ist. Wo atmet sie aber ein, und wo aus? Das tut die Erde auf dieselbe Weise wie das Tier; nämlich das Tier atmet durch Mund und Nase, sowie auch der Mensch; desgleichen auch die Erde. Durch denselben Hauptmund, durch den sie die Nahrung einnimmt, zieht sie auch den Atem ein; nur auf dem halben Wege geht von dieser Hauptmündung eine Seitenmündung, welche sich, so wie beim Tiere, beliebig öffnen und schließen kann. Diese große Seitenmündung führt in die große Lunge; von je 6 zu 6 Stunden wird da einmal eingeatmet und nach 6 Stunden wieder ausgeatmet. Während des Einatmens schließt sich der Nährschlund in den Magen; wenn eine gehörige Portion Luft einmal eingeatmet ist, schließt sich wie durch einen Kehlkopf die Lungenröhre, – dafür aber wird der Speiseschlund wieder geöffnet. Wird die Luft von der Lunge wieder hinausgestoßen, so schließt sich wieder der Nährschlund, und so ist diese Sache so eingerichtet, daß die Erde wohl durch die Lunge in obbemeldeten Perioden fortwährend genährt wird, aber durch den eigentlichen Nährschlund in den Magen nur von 12 zu 12 Stunden, und in der Zeit die Nahrung zu sich nimmt, in welcher die Lunge die eingesogene Luft in sich gewisserart chemisch zerlegt und den Lebensstoff zerteilt; und so kann man diese Bestimmung annehmen, daß die Erde in 24 Stunden zweimal ein- und zweimal ausatmet und dabei aber nur zweimal die Nahrung in den Magen aufnimmt. Nun wüßten wir denn auch, wo und wie die Erde ein- und ausatmet und haben daher bloß nur einen Blick zu tun, wie allenfalls diese Lunge der Gestalt nach aussieht. Die Gestalt der Erdlunge euch so recht anschaulich vor die Augen zu stellen, wird etwas schwer sein, außer ihr könntet je irgend einmal die Lunge eines Elefanten zu Gesichte bekommen; noch deutlicher und ähnlicher wäre die Lunge eines Mamelhuds, aber diese zu Gesichte zu bekommen, wäre in dieser Zeit fast ganz unmöglich, da dieses Tier gänzlich ausgestorben ist. Es gibt zwar wohl noch eine ähnliche Gattung in Mittelasiens Urwäldern; allein diese ist sehr verkümmert gegen die frühere Riesenart, und somit ist die Lunge eines Elefanten noch das Ähnlichste, die bei einem ausgewachsenen so groß ist, daß sie mit Leichtigkeit über hundert Kubikfuß Luft fassen kann. Ihre Farbe ist bläulich-grau und ihre Gestalt nahe die von einer großen, hohlen Kokosnuß, innerhalb welcher sich aber natürlich noch das Herz, der Magen, die Leber, die Milz und die Nieren befinden müssen. Stellt euch nun diese Lunge in der obbeschriebenen großen Dimension vor, so werdet ihr euch so ungefähr ein ziemlich ähnliches Bild entwerfen können. Eine nähere Beschreibung davon würde euch wenig nützen, weil ihr euch dessenungeachtet dieses große Erdatmungswerkzeug niemals auf einmal übersichtlich vorstellen könntet. Da wäre schon eine Kammer dieser Lunge zu groß, als daß ihr sie auf einmal übersehen könntet. Ebenso wäre es auch unnütz, euch den elastischen Stoff der Lunge zu detaillieren, indem ihr doch den Stoff einer tierischen Lunge nicht begreifen könnet, woraus sie verfertigt ist; um wieviel weniger würdet ihr erst den Stoff der Erdlunge begreifen! Daß sie aber Ähnlichkeit hat mit dem Stoffe der tierischen Lunge, das mag daraus ersichtlich sein, weil jede tierische Lunge, freilich in sehr verfeinertem Maßstabe, aus dieser großen Erdlunge abstammt. Woher würde man aber auch den Stoff für alle die tierischen Körperteile nehmen, wenn derselbe nicht in der Erde vorhanden wäre? Die Erde muß von allem dem, was in ihr ist, auf die Oberfläche durch die zahllosen Organe transpirierend ausliefern; dieses Ausgelieferte wird zunächst von den Pflanzen und endlich von den Tieren aufgenommen und wird in ihnen wieder in das verwandelt, was es ursprünglich war. Woher auch sollte das Tier das Blut nehmen, so es nicht zuvor in der Erde vorhanden wäre? Woher sollte das Wasser kommen, wenn es nicht zuvor in der Erde wäre? Kurz und gut, der Erdkörper muß alles das in sich haben, was die auf ihm lebenden Wesen haben, so wie eine Kopflaus das nämliche, natürlich in wohlverändertem und kleinerem Maßstabe, in sich hat als wie das Tier oder auch der Mensch, der diesem kleinen Tiere ebenfalls ein Weltkörper ist. Ich meine, dieses Beispiel sollte euch die Sache so ziemlich anschaulich machen; und so hätten wir nun einen zweiten großen Platz in der Erde besichtigt und wollen nächstens wieder einen andern zur Beschauung wählen.«

(Erde und Mond, Kapitel 8)

»Wenn ihr ein kleines Stückchen von einer tierischen Milz durch ein gutes Mikroskop beobachten würdet, so würdet ihr da eine Menge kleiner Kämmerchen entdecken, die zumeist viereckigen oder kubischen Inhaltes sind, manchmal aber auch dreieckige Pyramiden bildend; seltener sind diese Kämmerchen eiförmig rund. Diese Kämmerchen sind an den Ecken durch kleine Zylinderchen organisch verbunden; die Wände dieser Kämmerchen aber sind frei, daher auch eine Milz sehr weich und locker anzufühlen ist. Zwischen den Reihen der aneinandergebundenen Kämmerchen ziehen sich eine Menge Blutgefäße hindurch, welche Gefäße nicht aus gleichförmigen Röhren, sondern aus solchen nur bestehen, welche bald eng, bald weit sind und dem Auge sich ungefähr so darstellen als der Faden einer Kreuzspinne, wenn sie ihn mit ihren grauweißlichen Klebperlen besetzt hat; denn solches werdet ihr wohl schon gesehen haben, wie dieses Tier seinen elastischstarken Faden mit eigens kleinen Klebperlen schmückt, welche dazu dienen, daß ein Insekt im Augenblicke, als es den Faden berührt, wie ein Vogel an die Leimspindel angeklebt wird und sich nimmer davon entfernen kann. Sogestaltig ist also ein Blutgefäß in der Milz beschaffen; noch faßlicher wird es für euch sein, so Ich es mit einer sehr feinen Schnur kleinster Zahlperlchen vergleiche. Dergleichen Blutgefäße gibt es durch die ganze Länge der Milz wie auch durch die Quere derselben eine überaus große Menge. Diese Blutgefäße beginnen in einem einzigen Gefäße, das mit dem Magen in Verbindung steht, und endigen wieder mit einem Hauptgefäße, das mit dem Herzen in der rechten Verbindung steht; zugleich ist dieses ganze Milzgewebe von einer zarten Haut umfaßt, durch welche die Milzkämmerchen und perlschnurartigen Blutgefäße wie dunkelrote Wärzchen hervorblicken. Da aber diese Milz bei den Tieren ein äußerst zartes Gewebe ist, so ist sie noch extra mit einem Fettnetze umgeben, damit sie erstens gesicherter ist und fürs zweite ihrer steten sich reibenden Tätigkeit wegen auch einen guten Fettstoff um sich hat, damit sie sich solcher Tätigkeit zufolge nicht irgend wehtue. Nun haben wir so gut als in der Kürze möglich eine gewisserart anatomische Beschreibung der Milz vor uns, welche im toten Zustande freilich wohl eine von dieser jetzt beschriebenen sehr veränderte Form annimmt; nun müssen wir aber auch wissen, was sie hier so ganz eigentlich mit dieser ihrer Einrichtung für ein Geschäft verrichtet, und wie ihr zu diesem Geschäfte eben diese Einrichtung zweckdienlich ist. Wir haben schon gehört, daß die Milz mit ihren Blutgefäßen mit dem Magen und mit dem Herzen zusammenhängt; warum das? Weil sie vom Magen die ins Blut übergehenden Säfte in sich aufnimmt, sie so ganz eigentlich ins Blut verwandelt und sie als solches an das Herz abliefert; daher kann es auch bei vollblütigen Menschen sehr leicht geschehen, daß die Milz zu überfüllt wird mit Blut – weil sie nicht alles ans Herz absetzen kann, was in ihr erzeugt wird –, daß dann das Blut, das sich in der Milz angehäuft hat, in den Magen zurücktritt und der Mensch dann das Blutbrechen bekommt. Und findet das Blut da den Ausgang nicht, so kann daraus sehr leicht eine Entzündung und mit der Zeit, was noch schlechter ist, eine Erhärtung dieses Haupteingeweides zuwege gebracht werden; daher kommt auch das häufig vorkommende Blutbrechen meistens nur von der Milz und höchst selten von der Lunge her. Auf diese Weise aber hätten wir nun schon eine Verrichtung der Milz belauscht; nur fragt es sich jetzt, wie die Milz das Blut erzeugt. – Auch das wollen wir in aller Kürze beschauen. Wenn der wie Eiweiß aussehende Saft aus dem Magen in die Milz übergeht, so bleibt er in diesen perlschnurartigen Blutadern gewisse Perioden hindurch sitzen und rückt nur mit jedem Pulsschlage um eine Perle weiter. Zu gleicher Zeit aber wird mit jedem Pulsschlage eine Reibung der Milzkammern gemacht. Durch diese Reibung füllen sich diese Kämmerchen mit elektrischem Feuer, welches sich gegen die Magengegend hin als positiv und gegen die Herzgegend hin als negativ darstellt; daher auch die Kämmerchen gegen die Magengegend viel mehr scharfkantig sind, während sie in der Gegend gegen das Herz hin sich mehr ins Eiförmige verlieren. Durch dieses elektrische Feuer werden die Kämmerchen natürlicherweise bald sehr ausgedehnt, bald wieder sehr zusammengedrückt; und da diese Kämmerchen an den Kanten sowohl unter sich, wie auch mit einem jeden solchen Blutgefäßkügelchen durch kleine Zylinderchen in Verbindung stehen, so wird dadurch bewirkt, daß die Säfte in den Blutgefäßen stets mehr und mehr in eine kleine Gärung geraten. Durch diese Gärung scheidet sich der in ihnen noch etwas zu häufig vorhandene Kohlenstoff aus und wird dann durch die Kämmerchen teils an die Galle, teils aber auch an das Fett abgeliefert. Zugleich entstehen durch diese Gärung lauter kleine Bläschen, welche, wenn sie unter die Herrschaft der negativen Elektrizität gelangen, mehr zusammenschrumpfen und eine linsenartige Gestalt annehmen. Als solche werden sie dann mit eben dieser negativen Elektrizität zur Hälfte angefüllt, bekommen dadurch eine safranartig gelbliche Farbe und treten also schon als Blut in die Herzkammer; denn das Blut ist nicht eine kontinuierliche Flüssigkeit, sondern es ist ein kleinlinsenförmiger Brei, welcher in seinen Kleinlinsen, die auf ihrer Oberfläche sehr glatt und schlüpfrig sind, die negative Elektrizität in den ganzen Körper herumbringt und verteilt. Diese Elektrizität erwärmt dann auch den ganzen Organismus; und wo diese Linsen dann durch sehr enge Gefäße getrieben werden, da zerplatzen sie, nach welcher Zerplatzung die Hülse flüssig wird und in die sogenannten lymphatischen Säfte übergeht, während der durch dieses Zerplatzen freigewordene elektrische Stoff als ein eisenhaltiger Äther zur Belebung der Nerven verbraucht wird. Nun hätten wir in möglichster Kürze unsere Milz in ihrer Beschaffenheit und in ihrer Verrichtung durchblickt; und da wir nun auf diese Art einen recht anschaulichen Grund haben, so können wir uns nun ganz wohlgemut und möglichst gut vorbereitet wenigstens vorderhand in eine freilich etwas größere Feuerkammer unserer Erdmilz wagen. Der Bau derselben ist ähnlich dem Kleinbaue obbeschriebener tierischer Milz, zu der auch die menschliche gerechnet werden kann; nur ist freilich eine jede solche Kammer um mehrere Billionen Male größer als eine solche Tiermilzkammer, ja in mancher solchen Erdmilzkammer hätten wohl mehrere Millionen Menschen aneinandergestellt Platz, von welchem Verhältnisse sich schon im voraus entnehmen läßt, daß der Erdmilzbau schon ein sehr großartiger sein muß, – noch größer der einer Sonne und noch sehr bedeutend größer der einer Hauptzentralsonne, deren Bau jedoch, wie überhaupt der Bau der Sonnen, sehr verschieden ist von dem Bau eines Erdkörpers, wie schon überhaupt der Bau eines Erdkörpers mit dem Baue eines andern Erdkörpers so große Verschiedenheiten in sich hat, daß nur das Auge des Schöpfers das Allgemein-Ähnliche in ihm erschauen kann. Daher müßt ihr auch nicht denken, so ihr das Erdinnere kennet, daß ihr darum schon auch das Erdinnere eines Jupiter oder eines anderen Planeten erkennen würdet; und somit wollen wir uns nun in eine solche Erdmilzkammer begeben und sehen, wie es da zugeht. Sehet die graubraunen Wände, wie sie in jedem Augenblicke von zahllosen Blitzen durchzuckt werden; da ist fortwährend ein allergrößter Millionendonner zu vernehmen. Und sehet, aus den Kammern gehen weite Kanäle; durch sie stürzt eine gewaltige Flut herein; die fortwährenden elektrischen Flammen lösen die Flut in stark spannende Dämpfe auf; mit für euch unmeßbarer Gewalt dringen diese Dämpfe mit dem furchtbarsten Toben durch andere Kanäle weiter; wieder stürzen neue Fluten in die Kammer; da ist wieder ein Sieden, Brausen und Sausen, wie auf der Oberfläche der Erde so etwas noch nie vernommen wurde. Gehet aus der Kammer hinaus und sehet die Blutgefäße an, die sich in obbeschriebener gleicher Gestalt zwischen den Kammerreihen hinziehen, und horchet, wie durch dieselben die gewaltigsten Fluten stürmen, wie sich hie und da diese Kanäle, wo sie enger sind, gleich großen, urweltlichen Riesenschlangen grauenerregend zusammenziehen, bald sich wieder ausdehnen, um dadurch die in ihnen vorhandenen gewaltigen Fluten weiterzubefördern. Sehet, wie hier im Großen ein Gleiches geschieht und geschehen muß wie in der Tiermilz im Kleinen. Daß diese Säfte, so wie beim Tiere, vom Magen in die Milz übergehen und von da an das Herz abgesetzt werden, und zwar als das alles ernährende Erdblut, braucht kaum näher erwähnt zu werden. Auf diese Weise hätten wir nun dieses Eingeweidestück so genau, als es in der Kürze möglich ist, kennengelernt und werden uns somit nächstens zu einem andern Eingeweidestücke der Erde begeben.«

(Erde und Mond, Kapitel 10)

»Nächst der Leber kommt noch die Niere in die Betrachtung. Dieses Eingeweidestück ist in dreifacher Hinsicht ein sehr beachtenswertes Lebenswerkzeug im tierischen Organismus; denn es hat drei wesentliche und überaus wichtige Bestimmungen, ohne die das animalische Leben gar nicht bestehen könnte und die Fortpflanzung nicht denkbar wäre, so wie auch ein jedes Wesen ohne dieses Eingeweidestück nie in ein fröhliches Empfinden sich hineindenken könnte; denn eine gewisse physische Heiterkeit kommt aus den Nieren, daher auch dieses Eingeweidestück oft in der hl. Schrift besonders angeführt und benannt wird. Sonach hat dieses Eingeweidestück vorerst diese Verrichtung, daß es das aus der Leber abgeführte, zum Leben des Organismus untaugliche Wasser aufnimmt, das, was bei dem Wasser noch zum Leben dienlich ist, davon absorbiert und den ganz unnützen Teil des Wassers in die Urinblase befördert. Der absorbierte, edlere Teil ist der eigentlich materielle Stoff des befruchtenden Samens, der freilich wohl noch vorher vom Blute aufgenommen und dann vom selben in ganz eigene Gefäße geleitet wird, woselbst er dann als positiv-polarische Kraft durch die gleiche negative Kraft der sogenannten Beutelniere zum Zeugen unterstützt und tauglich gemacht wird.«

(Erde und Mond, Kapitel 12, Verse 1-3)

»Da also die Erde auch diese von jedermann leicht wahrnehmbare Eigenschaft der Niere besitzt, gleichwie der Mensch und das Tier, so fragt es sich auch, ob die Erde nicht zeugungsfähig ist. Allerdings, und das bedeutend mehrfach und sehr verschiedenartiger als jeder Mensch, jedes Tier oder jede Pflanze. Aus diesem Grunde aber ist die Erde gewisserart auch als ein Hermaphrodit zu betrachten, oder als Mann und Weib zugleich in einem Wesen, und ist in der Hinsicht ähnlich dem ersten Menschen, der ursprünglich auch in sich Mann und Weib zugleich war, und ähnlich den vollkommenen Geistern des Himmels, die auch männlicher- und weiblicherseits völlig eines sind. Diese Vorbestimmung dieser Sache ist darum nötig, um das Nachfolgende richtiger auffassen zu können. Da demnach die Erde zeugungsfähig ist, so fragt es sich wieder; wie und was zeugt sie, und wo sind ihre hauptsächlichen Zeugungsorgane? Das Hauptzeugungsorgan ist so wie bei den Tieren der stark aufgewulstete Südpol; vermöge dieses Zeugungsorganes ist die Erde weiblich, weil auch der ganze Südpol als negativ gleich dem weiblichen Wesen ist, das sich eben auch als negativ gegen das positiv-polarische Mannwesen verhält. Die Erde aber, von diesem Punkte aus als Weib betrachtet, ist dann nicht selbst zeugungsfähig, sondern bloß nur fähig zur Aufnahme der Zeugung. Hier fragt es sich dann: wer zeugt da mit der Erde? (Antwort:) Die Sonne, durch ihre entgegengesetzte polarische Kraft. Und was zeugt sie, oder was hat sie gezeugt? Ein Hauptkind der Erde, auf diese Weise gezeugt, ist der Mond, und zwar das älteste Kind dieses tellurischen Weibes.«

(Erde und Mond, Kapitel 13, Verse 5-9)

»Wenn ein Planet kleiner ist als die Erde, so braucht er keinen Mond. Die Stelle des Mondes vertreten dann sehr hohe Gebirge, was z.B. bei der Venus, bei dem Merkur, bei dem Mars und noch einigen viel kleineren Planeten der Fall ist; aber was die größeren Planeten sind, so müssen diese mit einem oder auch mehreren Monden versehen sein, um ihren Planeten den schon bekanntgegebenen Dienst zu leisten.«

(Erde und Mond, Der Mond, Kapitel 1, Vers 3)

»Damit ihr aber den Mond und seine Bewohnbarkeit vollends begreift, so müßt ihr wissen, daß der Mond eigentlich nur auf der dem Planeten zugekehrten Seite „Mond“ ist; auf der entgegengesetzten Seite aber ist er nicht „Mond“, sondern ein ganz fester Erdteil. Was also „Mond“ ist, das ist nicht fest, sondern sehr locker, beinahe so wie ein etwas gefesteter Schaum des Meeres, dessen festere Teile gleich Bergen hervorragen, dessen weichere Teile aber nischen- und trichterartig gegen das Zentrum des ganzen Weltkörpers eingesunken sind.«

(Erde und Mond, Der Mond, Kapitel 1, Vers 9)

»Es gibt da keine Bäume, die Früchte tragen, sondern nur Wurzelgewächse, wie z.B. bei euch die Erdäpfel, Rüben, Möhren und dergleichen. Diese Gewächse werden im Anfange des Tages angepflanzt und zu Ende des Tages vollends reif. Im Anfange der Nachtdämmerzeit kommen die Menschen aus ihren Höhlen hervor und ernten diese Früchte und bringen sie alsbald in ihre unterirdischen Wohnungen, wovon sie sich dann die Nachtzeit hindurch ernähren, wie auch den ganzen folgenden Tag hindurch. Von den häuslichen Tieren ist bloß eine Art Erdschaf zu bemerken, welches diesen Bewohnern das ist, was den Nordländern das Rentier. Es gibt sowohl in den Flüssen als auch in den Seen, die auf der Monderde ziemlich häufig vorkommen, noch eine Menge Wassertiere, wie auch einige kleine Arten von Vögeln – nicht unähnlich euren Sperlingen –, wie auch ganze Heere von Insekten und anderen ein-, zwei-, drei- und vierfüßigen Erdtierchen, deren Zweck und nähere Beschreibung ihr bei einer anderen Gelegenheit vernehmen werdet. Vorderhand genüge euch das Gesagte.«

(Erde und Mond, Der Mond, Kapitel 1, Verse 11-13)


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